Ein
Staffellauf der schönen Bilder
Wir
wollen als Stadt ein Beispiel für Europa geben! Mit diesen
Worten hatte Oberbürgermeister Herbert Lauer rund 200 geladene Gäste
bei einem Kulturfrühschoppen in den Haas-Sälen eingestimmt.
Wir verfügen heute schon über mehr als die Grundausstattung
dessen, was die Aufgabe einer Kulturhauptstadt Europas erforderlich macht. Schon
in der Domstadt herrschte nach der Übergabe an den Bamberger Reiter,
dargestellt von Harald Bogensperger, fröhliche Volksfeststimmung.
Wer alle Wechsel des Staffelstabs mit eigenen Augen verfolgen wollte,
musste sich aufs Fahrrad schwingen, so schnell waren die Staffel verzückten
Bamberger. Auch die Medienvertreter, allen voran Kameraleute und Fotografen,
kamen angesichts der üppigen Bilderflut bei schönstem Licht
ins Schwitzen. Vom Domplatz bis zum Künstlerhaus Villa Concordia,
weiter zum Bootshaus, zum Mühlwörth und zum Theater rasten die
Reporter im Schlepptau des Stabs. Im
Zickzackkurs vollendete der Staffelstab die Runde durch Bambergs Altstadt:
Am Obstmarkt ging es vorbei; unter dem Alten Rathaus hindurch, den Katzenberg
hinauf, zum Leinritt hinunter und schließlich über den Fluss
zur Konzert- und Kongresshalle. Fast wie Geld wechselte der Staffelstab
durch viele Hände. Die Gärtner nahmen ihn auf die Karre, das
Marionettentheater Loose geleitete das gute Stück einen Teil seines
Wegs, Bürgermeister mussten tragen helfen, der Hotel- und Gaststättenverband
nutzte den Auftritt für die Darstellung wichtiger Bamberger Werte
und die Bamberger Fischer hängten das Teil einfach an ihren Ankelhaken.
Keinen Abbruch tat dem bunten Treiben eine Aktion von Rosa Brunner
und Judith Siedersberger, die die Kulturstaffel als aufgeblähtes
Eventmarketing kritisierten und mit Pauken und Trompeten noch
eins draufsetzen wollten. Das gelang: Auf ihre Weise sorgten sie
für die passende akustische Untermalung. |
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Jetzt
haun wir auf die Pauke tä-tärä-tätä!
Einsatz im kulturellen Krisengebiet Ein Statement zur Kunstaktion von R. Brunner und J. Siedersberger, Fränkischer Tag vom 06.04.04 Seit
unserer Gesprächsrunde im November 2003 in der Villa Dessauer verfolgen
wir gespannt, wie sich Bamberg als Kulturhauptstadt ersten Ranges
definiert. Was bislang zu sehen und hören war, lässt zwar
das Wunschziel erkennen, aber das Konzept, das durch die Imagebroschüre
WIR BEWERBEN UNS. WIR BEWEGEN UNS. der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde, ist kein Konzept, sondern ein Loblied auf vergangene
Bamberger Qualitäten. Das Aufzählen des bereits Vorhandenen
und ein oberflächlicher Kulturfahrplan reichen unserer Meinung
nach für eine Bewerbung zur Kulturhauptstadt nicht aus. Die Stadt
hat in ihrer Zeit- und Ideennot nicht auf Inhalte, sondern auf eine
konforme Begeisterung in der Bevölkerung gesetzt. Um diesem gleichgeschalteten
Begeisterungstaumel für Bewerbungsevents auf grundlegende Defizite
hinzuweisen, haben wir uns entschlossen, dem Staffellauf mit Pauke und
Trompete eins draufzusetzten und Handzettel zu verteilen. Aggressive
Ablehnung, vereinzelte Zustimmung aber auch heftige Diskussionen wurden
entfacht. Der Bewerbungsübergabe im Hof des Kunstministeriums beizuwohnen
wurde von der Stadt Bamberg mit Polizei verhindert. |
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Der
Sience Fiction erschien in der GAZ/Mai 04 |
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